Fensterfront

Beschreibung Fensterfront Kapelle Obere Feselalpe

Konzept/Gestaltung:
Gabriela Hildbrand, Zürich/Gampel
Ausführung
in Zusammenarbeit mit Glas-Atelier Diaphane, Brigitte Santschi, Sierre
Technik:
Bleiverglasung, mit handgemachtem Antikglas, Schutzverglasung aussen
Grösse:
... cm x ... cm (muss ich noch nachmessen) 18-teilig, jedes Teil kann einzeln herausgenommen werden, für allfällige Reparaturen.
Idee und Konzept:
Die Kapelle steht auf 2220 m.ü.M. inmitten einer Sommeralp am selben Standort, an dem früher schon eine Kapelle stand. Feste Vorgaben waren der Standort und der Bauplan des Architekten. Ansonsten hatte ich 'freie Hand' und konnte selber ein Bildthema entwickeln und Vorschläge unterbreiten.

Folgende Aspekte waren mir wichtig:

  • Die Fensterfront sollte formal zu der modernen Architektur der Kapelle passen.
  • Zu den geplanten Elementen der Inneneinrichtung (Bänke, Kreuz, Statue des Heiligen Wendelin) passen, sie ergänzen.
  • Das Bildthema der Fensterfront sollte dem Standort Obere Feselalpe gerecht werden.
  • Eine Technik wählen, dass so die Fensterfront beständig ist. Sie muss harten Wintern und massiven Temperaturunterschieden standhalten können.
  • Das Bildthema soll zeitlos sein, alle Altersschichten ansprechen, dem Betrachter Freiraum für eigene Assoziationen lassen.

So hat sich die Technik der Bleiverglasung mit Antikglas und äusserer Schutzverglasung aufgedrängt. Für die Umsetzung benötigte ich professionelle Hilfe, und mit Frau Brigitte Santschi aus Sierre habe ich eine erfahrene Glaskünstlerin gefunden, die mir bei der handwerklichen Umsetzung des Projektes behilflich war.

Bildthema

Als ich nach einem Bildthema suchte, erinnerte ich mich an die vielen Sommer, die ich in der Kindheit und Jugendzeit auf der Oberen Feselalpe verbracht hatte. Ich erinnerte mich an die unzähligen Stunden, die wir spielend in den Ruinen verbrachten, die heute schön umgebaute Ferienhütten sind. Damals wie heute bin ich beeindruckt von den Erzählungen meiner Grosseltern und weiteren Verwandten, wie das Alpleben früher war. Über manche Episode wird noch heute geschmunzelt. Aber auch die Tragödien sind nicht vergessen: Lawinenniedergänge, heftige Unwetter, Blitzeinschlag und vieles mehr. Als ich fern ab von der Alp in Basel in meinem Atelier sass und skizzierte, kam mir immer wieder ein Gedanke: 'auf der Alp ist man Gott ein Stückchen näher.' Und die Menschen rücken dort oben auch ein Stückchen näher zusammen. Geselligkeit, Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft haben auf der Alp eine anderen Stellenwert als im Tal. Dies wurde mein Leitmotiv für das Bild.

Bildbeschreibung

Ansicht von innen - Die Farben sind in warmen Tönen gehalten. Wenn morgens die Sonne ins Fenster scheint, verbreitet sie ein warmes Licht im Innenraum. Durch die teiltransparente Fensterfront hindurch ist die Landschaft aussen erkennbar, je nach Blickwinkel deckt sie sich mit dem Bild, was ein interessanter Aspekt dieser Arbeit an einem Ort der Inneren Einkehr ist (Meditative, nach innen gekehrte Innenwelt – Aussenwelt). Je nach Tageszeit entsteht eine andere Lichtsituation im Innenraum.

Ansicht von aussen - Von aussen betrachtet, sieht man die Zeichnung der Bleilinien. Was aussen ist, die Landschaft, die gegenüberliegende Talseite, spiegelt sich in der so ersichtlichen Zeichnung, was je nach Blickwinkel des Betrachters ein 'neues Bild' ergibt: Wolken spiegeln sich über den gezeichneten Bergen. Das Kreuz auf dem Hügel vor der Kapelle spiegelt sich in der Zeichnung. Etc. Die Farben der Fensterfront kommen nur von innen zur Geltung. Von aussen harmonieren die Farbe des Metallrahmens und die ‚Bleizeichnung‘ mit der Architektur, dem äusseren Erscheinungsbild der Kapelle.

Das Gesamtbild kann verschieden interpretiert werden. Das Bild ist in vier horizontale Bereiche eingeteilt: Bodenbereich, Menschenmenge, Bergkette und Himmel.

Verschiedene Reaktionen von Betrachtern haben bestätigt, dass die einfach gehaltene Gestaltung verschiedene Interpretationen zulässt und beim Betrachter Assoziationen hervorruft.

  • die vier Elemente: Erde, Feuer, Wasser und Luft.
  • Der Gratzug der armen Seelen.
  • Wie die Menschenmenge, die sich alljährlich für den Gottesdienst vor der Kirche versammelt.
  • Zusammengehörigkeit, Zusammenhalt, Nächstenliebe
  • Die Äcker und Felder im Grund, Verbundenheit mit der Natur, Abhängigkeit von der Natur

Ich bin mir sicher, es sind noch viele andere Interpretationen möglich. Je nach dem, was der Betrachter für einen Bezug zum Ort oder zu den Bergen hat, oder andere persönliche Hintergründe mitbringt.

So ist ein Werk entstanden, das dem Ort Obere Feselalpe gerecht wird, die moderne Architektur ergänzt und für Betrachter verschiedene Betrachtungsmöglichkeiten offen lässt. Ich möchte dem Verein Obere Feselalpe noch einmal meinen Dank aussprechen für das mir entgegengebrachte Vertrauen.

Gabriela Hildbrand Ola

Artikel aktualisiert am Juli 30, 2021